Diese Woche veröffentlichte das Job-Netzwerk XING seine Generationen-Auswertung. Und die Schlagzeilen ließen nicht lange auf sich warten: “Generation Z anspruchsvoll und weniger loyal zu Firmen” lauteten etwa die Überschriften bei ZEIT Online und der Frankfurter Rundschau, basierend auf den Aussagen des XING-Arbeitsmarktexperten Julian Stahl. “Generation Z sind ‘die illoyalsten Jobber aller Zeiten'” zitierte eine SPIEGEL ONLINE Headline Stahl. Ein Negativ-Framing, das stutzig macht und die erwartungsgemäß sachliche Zusammenfassung der eigentlichen Studienergebnisse überschattet.
Die Vorurteile, die hier adressiert werden, sind indes nicht neu. Seit einigen Jahren lässt sich die Zahl der Meinungsbeiträge und Kommentare, in denen die GenZ als faul, überempfindlich und egozentrisch bezeichnet wird, kaum noch überblicken. Dabei steht gerade diese Generation vor großen Herausforderungen, die ihr die Vorangegangenen hinterlassen. Ob Klimawandel, verschlafene Digitalisierung, politische Unsicherheiten oder ein Mangel an Arbeitnehmer*innen.
Unternehmen, die im War for Talents bestehen und auch für zukünftige Arbeitnehmer*innen attraktiv sein wollen, können es sich gar nicht leisten, nicht auf die Bedürfnisse der Generation Z einzugehen. Und die sind, glaubt man der XING-Studie, alles andere als naiv oder aus der Luft gegriffen. Wir fassen die wichtigsten Aspekte zusammen, die für GenZ Talents relevant sind und die Arbeitgeber*innen auf dem Schirm haben sollten.
Flexibilität und Work-Life-Balance
Die Generation Z legt großen Wert auf Flexibilität und Work-Life-Balance. Sie möchte die Möglichkeit haben, von überall aus zu arbeiten und ihre Arbeitszeiten flexibel zu gestalten. In der XING-Studie gaben 64 Prozent an, dass sie sich flexible Arbeitsmodelle wünschen, verglichen mit 33 Prozent bei den Babyboomer*innen. Remote Work und Homeoffice sind spätestens seit der Pandemie für viele zum Alltag geworden. Dementsprechend wollen nur noch wenige diese Möglichkeit missen.
Neben der Flexibilität legen die jungen Arbeitnehmer*innen wert auf eine gute Work-Life-Balance. Rund 87% der befragten GenZ-Teilnehmer äußerten das Bedürfnis nach einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben. Eine gute Work-Life-Balance führt nicht nur dazu, dass Mitarbeiter*innen sich gut regenerieren können. Sie arbeiten auch motivierter und sind besser gelaunt, was sich positiv auf die Arbeitskultur auswirken kann.
Karriereentwicklung
Entgegen dem Vorurteil, die GenZ sei faul und unfokussiert, ergab die XING-Generationenauswertung, dass junge Angestellte nicht nur auf der Suche nach einem Job, sondern auch nach einer Karriere sind. Sie möchten herausgefordert werden und sich in ihrem Beruf weiterentwickeln. So gaben 82 Prozent der Gen Z an, dass sie glauben, sich in ihrem Job weiterentwickeln zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, möchten sie von ihren Arbeitgeber*innen gefördert und unterstützt werden.
Eine Karriereentwicklung kann aber auch bedeuten, dass die Befragtem die Möglichkeit haben, verschiedene Aufgaben zu übernehmen oder in verschiedenen Bereichen zu arbeiten. Unternehmen, die ihren jüngeren Mitarbeiter*innen die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln, haben daher bessere Chancen, sie langfristig zu binden.
Technologie
Im Gegensatz zu den Millenials ist die GenZ in einer vollständig digitalisierten Welt aufgewachsen. Dementsprechend technologieaffin sind ihre Mitglieder. Von zukünftigen Arbeitgeber*innen erwarten sie, dass diese ihnen moderne Technologie zur Verfügung stellen, um ihre Arbeit effizienter und produktiver zu gestalten.
Darüber hinaus ist der Wunsch nach moderner Technologie auch an die Work-Life-Balance gekoppelt. Denn mit digitalen Endgeräten haben junge Arbeitnehmer*innen die Möglichkeit, flexibler zu arbeiten. Wer es dauerhaft versäumt, auf einem technologischen Stand zu sein, den junge Menschen erwarten und auch im privaten Alltag nutzen, wird es schwer haben, sich gegen andere Unternehmen durchzusetzen.
Diversity und Inklusion
Diversity und Inklusion gehören zur festen Werteorientierung der GenZ. Erfreulich, möchte man meinen, gerade vor dem Hintergrund einer globalisierten Welt und einem pluralisitischen Staat. Sie erwarten, dass ihre Arbeitgeber eine offene und tolerante Einstellung gegenüber verschiedenen ethnischen und kulturellen Hintergründen haben und dass sie eine diverse Belegschaft fördern. Dabei geht es ihnen in erster Linie um gelebte Diversität auf allen Unternehmensebenen. Werben Unternehmen nach außen mit Vielfalt, ohne dass diese intern gegeben ist, nehmen junge Arbeitnehmer*innen und Candidates schnell Abstand.
Die XING-Studie zeigt, dass die Gen Z eine starke Meinung darüber hat, was Unternehmen in Bezug auf Diversity und Inklusion tun sollten. 70 Prozent geben an, dass Unternehmen aktiver gegen Rassismus und Diskriminierung vorgehen sollten, während 63 Prozent der Babyboomer*innen diese Ansicht teilen. Der GenZ ist ferner als erster Generation sehr wichtig, dass die LGBTQ+ Community adressiert wird. 84 Prozent der Befragten GenZ-Teilnehmer*innen gaben an, dass sie glauben, Unternehmen sollten offen und tolerant gegenüber verschiedenen sexuellen Orientierungen sein.
Unternehmen, die eine inklusive Arbeitsumgebung schaffen, haben bessere Chancen, die Gen Z zu gewinnen und zu halten. Eine inklusive Arbeitsumgebung kann dazu beitragen, dass sich die Mitarbeiter geschätzt und unterstützt fühlen, was sich positiv auf ihre Produktivität und Zufriedenheit am Arbeitsplatz auswirken kann.
Soziales Engagement
Da ist es wahrscheinlich kaum verwunderlich, dass die GenZ auch sehr engagiert ist, was andere Themen angeht. Sie möchten in einer Welt leben, in der soziale Gerechtigkeit und Umweltbewusstsein wichtige Themen sind. Knapp zwei Dritteln ist es etwa wichtig, dass ihre Arbeitgeber*innen sozial und ökologisch verantwortlich handeln.
Wenn die der Fall ist, wirken Unternehmen auf Gen-Z-Candidates besonders attraktiv und können sie oft langfristiger binden. Um dies zu bewerkstelligen, sollten Unternehmen sich bemühen, soziale und ökologische Verantwortung in ihre Unternehmenskultur zu integrieren und ihre Mitarbeiter*innen ermutigen, sich ebenfalls zu engagieren.
Die GenZ ernst nehmen
Die Erwartungen der GenZ an ihre Arbeitgeber*innen unterscheiden sich stark von denen der vorherigen Generationen. Die GenZ legt großen Wert auf Flexibilität, Work-Life-Balance, Karriereentwicklung, Technologie, Diversity und Inklusion sowie soziales Engagement. Unternehmen, die diesen Erwartungen gerecht werden, haben bessere Chancen, in Zukunft Mitarbeiter*innen zu gewinnen und zu halten.
Die XING-Studie gibt uns auch Einblick in die Unterschiede zwischen den verschiedenen Generationen und ihren Erwartungen an die Arbeitswelt. Unternehmen sollten sich bewusst sein, dass sie möglicherweise unterschiedliche Ansätze benötigen, um verschiedene Generationen zu adressieren.
Dazu gehört es auch, Vorurteile abzubauen und mit der Zeit zu gehen. “Stellen Sie sich auf die GenZ ein oder stellen Sie Ihr Unternehmen ein” bringt es etwa die Journalistin und Unternehmensberaterin Ronja Ebeling in ihrem LinkedIn Profil auf den Punkt. Das mag zugespitzt klingen, aber es steckt viel Wahrheit darin.